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BMEcat vs. FAB-DIS – eine Orientierungshilfe

Jean-René Thies
21.11.2025
4 Minuten
Datenaustausch
In der Welt des Produktdatenmanagements sind effiziente und standardisierte Austauschformate unerlässlich. Zwei Formate haben sich in Europa etabliert – das deutsche BMEcat und das französische FAB-DIS. Beide verfolgen das gleiche Ziel: die strukturierte Übermittlung von Produktinformationen zwischen Herstellern, Großhändlern und Kunden. Doch bei genauerem Hinsehen wird klar: Diese Standards sind Ausdruck unterschiedlicher „Datenkulturen“ – mit Auswirkungen auf ihre jeweilige Eignung für bestimmte Unternehmenstypen.

Was ist BMEcat?


BMEcat ist ein XML-basierter Standard, entwickelt vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME). Es wurde speziell für den elektronischen Austausch von Katalogdaten im B2B-Umfeld konzipiert. Die strukturierte Darstellung in XML ermöglicht eine klare Trennung von Metadaten (z. B. Kataloginformationen) und den eigentlichen Produktdaten.
Die Vorteile liegen in der hohen Granularität, Flexibilität und der idealen Eignung für automatisierte Prozesse. Durch Erweiterungen wie ETIM oder ECLASS lässt sich BMEcat zudem branchenspezifisch anpassen.
 

Was ist FAB-DIS?


FAB-DIS hingegen ist ein französischer Industriestandard, primär im Elektrogroßhandel und der Bauindustrie verbreitet. Anders als BMEcat basiert FAB-DIS nicht auf XML, sondern auf Excel-Tabellen mit strenger Spaltenstruktur und vordefinierten Regeln. Diese Formatwahl erleichtert zwar die manuelle Bearbeitung und Kontrolle, bringt aber auch einige Einschränkungen mit sich – insbesondere bei der Integration in automatisierte Systeme.

Die strukturellen Unterschiede auf einen Blick

BMEcat
FAB-DIS
Format XML Excel (.xls/.xlsx)
Ursprung Deutschland, BME Frankreich, IGNES/FDME
Zielbranche B2B allgemein, Industrie Elektro, Bauwesen
Datenstruktur Hierarchisch, flexibel flache Tabellen
Automatisierung Hoch (M2M-fähig) Mittel bis gering
Erweiterbarkeit Sehr gut (z. B. mit ETIM, ECLASS, proficl@ss, UNSPSC) Eingeschränkt (ETIM möglich)
Validierung XSD-basierte XML-Validierung Nur über kostenpflichtiges Tool (EasyCheck)

Excel vs. XML: Eine Frage der Skalierbarkeit


Der wichtigste technische Unterschied ist zugleich der folgenreichste: FAB-DIS nutzt Excel, BMEcat nutzt XML. Excel-Dateien mögen für kleinere Unternehmen praktisch erscheinen, weil sie mit vertrauten Tools bearbeitet werden können. Doch diese vermeintliche Benutzerfreundlichkeit wird zum Nachteil, sobald Automatisierung ins Spiel kommt:
  • Fehlende Konsistenz: Excel ist anfällig für Tippfehler, Formatierungsprobleme und manuelle Änderungen.
  • Fehlende Validierung: Ohne zusätzliche Prüfskripte lässt sich die Datenqualität nur schwer garantieren.
  • Geringe Skalierbarkeit: Bei mehreren tausend Produkten wird die Bearbeitung in Excel unübersichtlich und fehleranfällig.

 


Im Gegensatz dazu ermöglichen XML-basierte Formate wie BMEcat:
  • Automatisierte Verarbeitung durch klare, maschinenlesbare Struktur.
  • Sichere Validierung über XML-Schema-Definitionen (XSD).
  • Datenkonsistenz und Revisionssicherheit in komplexen Systemlandschaften.

 

Validierung: Zwischen Kontrolle und Kostenfalle


Ein häufig unterschätzter Aspekt bei der Datenqualität ist die Validierung – also die automatische Prüfung, ob alle Pflichtfelder befüllt und die Formate korrekt sind. Während BMEcat-Dateien über standardisierte XML-Schemata (XSD) validiert werden können, benötigt man für die Prüfung von FAB-DIS-Dateien ein separates Tool: EasyCheck. Dieses ist jedoch kostenpflichtig und kann für kleinere Unternehmen eine Einstiegshürde darstellen.
 

FAB-DIS in Bewegung: Der Schritt Richtung XML/JSON


Bemerkenswert ist, dass fabdis.fr – die offizielle Plattform hinter dem Format – aktuell an einer modernen Datenaustausch-Plattform arbeitet, die auf XML und JSON basiert. Damit reagiert man auf die wachsenden Anforderungen nach flexibleren, maschinenlesbaren Schnittstellen. Es bleibt spannend, ob sich FAB-DIS dadurch langfristig stärker an internationalen Standards wie BMEcat annähert oder eine eigene hybride Richtung einschlägt.

Welche Lösung für welchen Unternehmenstyp?


 
Kleine bis mittelgroße Hersteller oder Händler, die in Frankreich aktiv sind und (noch) keine vollständig automatisierte Systemlandschaft betreiben, finden in FAB-DIS ein zugängliches und breit akzeptiertes Format. Vor allem, wenn Excel bereits fester Bestandteil des Arbeitsalltags ist.
 
Großunternehmen, Systemintegratoren oder international tätige Player, die auf hochgradig automatisierte Prozesse setzen, sind mit BMEcat besser bedient. Das Format ist ideal für ERP-, PIM- und eProcurement-Systeme geeignet und bietet umfassende Möglichkeiten zur Datenanreicherung und Kategorisierung.
Jean-René Thies ist Berater und Projektleiter bei crossbase Deutschland und Geschäftsführer unserer französischen Niederlassung. Dadurch kennt er sich bestens aus: sowohl bei Fragen rund um die Auswahl und Implementierung eines PIM-Systems als auch bei Fragen, die sich im anschließenden Betrieb ergeben.

Gerne beantwortet er Ihre Fragen: j.thies@crossbase.de

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